Chronik - Geschichtliches

Bereits 1910 wurden am östlichen Ortsrand beim Sandabbau in einer Sandgrube beim "Tanzbödele" ein Reihengräberfriedhof entdeckt. Er stammt aus der Zeit um 600 n.Chr., als sich im heutigen Ulmer Raum die Alemannen ansiedelten.
 
                                      Als Grabbeigaben fand man Schmuck, Waffen und 
Tongefäße, unter anderem auch das abgebildete
"Drillingsgefäß". Es handelt sich vermutlich um ein
vornehmes Trinkgefäß aus der Zeit um 600 n.Chr. 
Dieses schöne Exponat ist im Ulmer Prähistorischen 
Museum zu sehen. Grimmelfingen hat seinen Namen vom
damaligen Sippen-Ältesten "Grymolf" (d.h.Streitwolf). 
Schon um das Jahr 800 hatten das Kloster Reichenau 
und die Grafen von Dillingen, die Grafen von Berg und 
die Grafen von Kirchberg große Besitztümer in Grimmelfingen. Im Jahr 1255 wird "Grymolvingen" in einer Urkunde von Papst Alexander IV. erstmals erwähnt.
 
     

Drillingsgefäß, 600 n.Chr.

   
                                       
     

Schon immer war für die Ulmer Bürgermeister Grimmelfingen, direkt vor den Toren der Stadt gelegen, ein beliebter Ort. Sie besaßen dort Höfe. So auch der Bürgermeister Lutz Krafft. Er war bis 1354 "Dorfherr" von Grimmelfingen und besaß die größten Höfe im Ort. In seiner Amtszeit war 1377 die Grundsteinlegung des Ulmer Münsters.

Anfänglich hatte Grimmelfingen nur eine Kapelle. Sie wurde um das Jahr 1300 erbaut. 1356 stiftete das Kloster Reichenau einen Teil des Zehnten von Grimmelfingen an die "cappell ze grymolvingen". Zugleich bekam die Ulmer Patrizierfamilie Ehinger das Patronatsrecht über sie. Die Ehinger waren bereits 1354 durch den Kauf der Höfe des Lutz Krafft die "Dorfherren" vom Ort geworden. 1365 stifteten sie noch zusätzlich 3 kleine Höfe vom Nachbarort Einsingen an die Grimmelfinger Kapelle. Schon 1398 beginnt, 
lückenlos bis zum heutigen Tag, die Auflistung aller hiesigen Pfarrer.

 
     

Jakobuskirche 

                   
              Mit der Reformation wird Grimmelfingen 1535 evangelisch. Um 1600 entstand das gotische Eingangs-Portal. An ihm findet man 7 Steinmetz-Zeichen , die ebenfalls am Ulmer Münster zu finden sind. 1701 wird die Kirche erweitert zu ihrer heutigen Größe. 1961 wird eine grundsätzliche Außen- und Innen-Erneuerung durchgeführt. Im Chorraum werden Fresken aus der Zeit um 1450 freigelegt. 1964 bekommt die Kirche eine neue zweimanualige Orgel (Bornefeld). 1993 werden die einfachen Glasfenster durch sehr ansprechende, bunte Glasfenster ersetzt. Das Thema aller 6 Fenster: "Das Leben Jesu" , entwarf der Ulmer Kunstmaler Hermann Geyer.  
         
     
                       
      In älterer Zeit hatte Grimmelfingen, im Unterschied zu vielen anderen Dörfern, weder einen Schultheißen noch ein Dorfgericht, sondern eine Stabsherrschaft .Sie besaß auch jeweils den Maierhof (Pfandhof) in Grimmelfingen . Diese "Dorfherren" leiteten bis zur "Allodifikation" (Ablösung der Zehnten) 1851 die Geschicke des Dorfes ( bis 1354 die Patrizierfamilie "Krafft", bis 1578 die "Fam. Ehinger" und bis 1802 die "Fam. Schad"). Die Familie Schad hatte in Grimmelfingen auch ihr "Schlößle".  
                      Da diese Dorfherren jeweils mit ihrem Siegel die Grimmelfinger Urkunden unterzeichneten, 
besaß der Ort kein eigenes Wappen. Erst 1914 bekam Grimmelfingen sein heutiges Wappen mit folgender Bedeutung:

Oberfeld, links: Kloster Reichenau (weißer Grund, rotes Balkenkreuz) 
Oberfeld rechts: Reichsstadt Ulm ( schwarz-weiß-geteiltes Schild)




Unterfeld, links: Fam. Ehinger ( roter Grund mit 2 gekreuzten Heulicheln) 
Unterfeld rechts: Fam. Schad ( goldener Grund mit schwarzem Reichsadler)
   
     

Wappen

       
       
 
                                     
                                     

Zehntstadel

   
      Der Stadelbau hat ein sehr schönes, ganz freiliegendes
Fachwerk. Er wurde 1710 erbaut und steht heute unter 
Denkmalschutz . Er diente der Grimmelfinger Kirche als
Sammelstelle und Lagerraum für die bäuerlichen 
Zehntabgaben. Ab 1851 ,nach der Ablösung der
Zehnten, mussten ja die Bauern keine Naturalabgaben
mehr machen, sondern Steuern bezahlen.
Ein "Zehntstadel" war nun überflüssig.
         
                                       
 
     
   

Rathaus

               
        1802 wird Grimmelfingen bairisch, 1810 dann württembergisch. Es bekommt die gesetzlich festgelegte Verfassung der Gemeinden des Königreichs, nämlich einen "Schultheiß" als Ortsvorsteher und dazu 6 Gemeinderäte.1860 baute man ein Rathhaus, ein schöner Fachwerkbau, mit einer klassizistischen Drillingsfenstergruppe über dem Eingangsbereich. Man baute es so groß , daß es gleichzeitig das zu klein gewordene Schulhaus ersetzen konnte. Von ca. 1550-1809 wurden ja die Schüler im Pfarrhaus und im Pfarrstadel vom Pfarrer unterrichtet. 
1809 hatten sich die Grimmelfinger eine kleine Schule mit Lehrerwohnung gebaut, 1860 wurde dann das neue Rathhaus gleichzeitig Schule. Erst 1914 wird das heutige Schulhaus gebaut, das im Jahr 2002 vergrößert werden soll . 
Seit der Eingemeindung zur Stadt Ulm vor 75 Jahren 
wird Grimmelfingen vom Ulmer Rathaus aus verwaltet.
               
 
                             
  Verfasser:
Helmut Kast 
Tel: (0731) - 38 31 39